Wie trifft man in der Gruppe wirklich Entscheidungen, die alle mittragen?
Kennst du das Gefühl, in einer Gruppe zu sitzen, in der eine Entscheidung ansteht – aber eigentlich alle schon irgendwie resigniert sind? Die Mehrheit stimmt ab, doch am Ende bleiben Zweifel, Frust oder sogar verdeckte Ablehnung zurück. Warum gelingt es so selten, wirklich Konsens zu finden? Muss es denn immer Gewinner und Verlierer geben?

Hier kommt die spannende These: Echter Gruppen-Konsens entsteht, wenn wir nicht nach Mehrheiten jagen, sondern den Widerstand gegen Entscheidungen fokussieren und reduzieren.
Warum die klassische Mehrheitsabstimmung oft nicht reicht
Jede*r kennt das: Eine einfache Ja-Nein-Abstimmung ist schnell und bequem. Aber gerade bei komplexen Themen oder unterschiedlichen Perspektiven führt sie oft zu einer Verlierer-Mentalität. Wer nicht gewonnen hat, fühlt sich übergangen – und motiviert vielleicht nicht mehr für die Umsetzung. Das Resultat: Getroffene Entscheidungen werden nicht wirklich getragen.
Systemisches Konsensieren – mehr als nur eine Methode
Eine faszinierende Methode, die Konsens neu denkt, ist das Systemische Konsensieren. Hier geht es nicht primär um Zustimmung, sondern darum, welchen Widerstand jede*r gegen einen Vorschlag sieht, bewertet auf einer Skala von 0 (kein Widerstand) bis 10 (maximaler Widerstand). Gewählt wird der Vorschlag mit dem geringsten Widerstand in der Gruppe.
Dieser Ansatz ist genial, weil keine*r überstimmt wird. Vielmehr wird die Stimme derer gehört, die Bedenken haben, und diese werden ernst genommen. Es geht nicht um einstimmiges „Ja“, sondern um das bestmögliche Ergebnis für alle. Gerade wenn die Entscheidungen schwierig sind, trägt das enorm zur Gruppenzusammenarbeit und -zufriedenheit bei.
Weitere Methoden, um echten Konsens zu schaffen
Neben systemischem Konsensieren gibt es bewährte Alternativen, die eine gemeinsame Entscheidungsfindung erleichtern:
- Fist-to-Five: Jede Person zeigt mit der Zahl ihrer Finger, wie stark sie einem Vorschlag zustimmt. So wird schnell spürbar, wie die Stimmung in der Gruppe ist – und ob noch Gesprächsbedarf besteht.
- Dot Voting: Jede*r verteilt eine bestimmte Anzahl Punkte auf verschiedene Vorschläge. So werden Präferenzen sichtbarer und differenzierter als durch ein einfaches Ja oder Nein.
- Konsent: Entscheidungen werden dann getroffen, wenn keine*r schwerwiegende Einwände hat. Auch wenn nicht alle voll begeistert sind, werden Bedenken ernst genommen und Lösungen gesucht.

Warum Konsens mehr bringt als nur Zustimmung
Konsensorientiertes Entscheiden heißt nicht, dass alle zu 100% glücklich sein müssen. Es bedeutet, dass jede*r mit seinen Bedenken wahrgenommen wird und die Gruppe eine Lösung findet, die alle mittragen können. Dadurch entsteht echtes Zusammengehörigkeitsgefühl, Motivation und eine nachhaltige Basis für gemeinsame Projekte.
Praktische Tipps für deine nächste Gruppenentscheidung
- Formuliere klar, worum es geht und welche Entscheidungsform gewählt wird. Klare Ziele schaffen Sicherheit.
- Ermögliche eine breite Beteiligung: Sammle erst einmal alle Ideen, bevor du bewertest.
- Lass jede*n Widerstände offen mitteilen, z. B. mit systemischem Konsensieren oder Fist-to-Five.
- Diskutiere Bedenken, um sie abzubauen oder Lösungen zu verbessern.
- Sei flexibel: Kombiniere Methoden, um für dein Team die beste Balance zu finden.
- Kommuniziere transparent und sorge für ein gemeinsames Commitment zum Ergebnis.
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Wissensquellen für dich
- Systemisches Konsensieren erklärt auf wb-web.de
- Fist-to-Five-Methode bei Lucid.co
- Moderation von Entscheidungsprozessen auf mychange.solutions
Fazit
Konsens in der Gruppe zu finden, ist kein Zaubertrick, sondern eine Frage der richtigen Methode und vor allem: des ehrlichen Willens, alle Stimmen zu hören. Entscheidend ist, nicht nur Mehrheiten zu zählen, sondern Widerstände zu verstehen und bestmöglich abzubauen. So entsteht echtes gemeinsames Engagement – und nicht nur ein Abstimmergebnis.
Meine Einladung an dich: Probier beim nächsten Mal systemisches Konsensieren oder Fist-to-Five aus und erlebe, wie viel die Gruppe damit gewinnen kann! Welche Erfahrungen hast du mit Gruppendecisionen? Teile deine Geschichten und Tipps gern unten im Kommentar. Ich freue mich auf deinen Input!